Alte SonderausstellungenMichael Hagen |
Er war ein Schüler des bedeutenden Bildhauers Ludwig Schwanthaler und stellte sogar auf den Weltausstellungen in London 1851 und in Paris 1855 aus. Heute ist Michael Hagen, der Elfen- beinschnitzer aus Altendorf, nahezu ver- gessen. Kreisheimatpfleger Wolfgang Rössler hat den Sohn seiner Heimat- gemeinde erforscht und seine Ergeb- nisse in einem Vortrag der Öffentlichkeit präsentiert. Dazu zeigt das Museum Alte Schule Hirschaid noch bis Mitte Februar einige Arbeiten aus der Hand Hagens. Geboren wurde Michael Hagen im Jahr 1809 als Müllerssohn in der Mühle in Altendorf. Sein Talent für das Schnitzen erkannte Lehrer Bauer aus Buttenheim, der ihm auch die ersten Vorlagen der klassischen Bildhauerkunst zeigte, nach denen Hagen dann seine frühesten künstlerischen Versuche machte. Wie genau Michael Hagen zum Elfenbein kam, ist nicht bekannt, doch ist es eines der ältesten Materialien für Bildschnitzer und zudem sehr fein zu bearbeiten. Beim Bamberger Theresienfest 1837, einem Volksfest mit Industrie- und Gewerbeausstellung, erhielt Hagen erstmals die Gelegenheit, seine Arbeiten einem interessierten Publikum vorzustellen. Dabei half zudem der Bamberger Kunstverein, der sich seit seiner Gründung 1823 dafür einsetzte, lokalen Künstlern Ausstellungen zu ermöglichen. Dass Hagen Freunde und Gönner hatte, zeigte sich auch darin, dass er in dieser Zeit häufig im Bamberger Tagblatt erwähnt wurde. Zeit seines Lebens sollte Hagen vornehmlich religiöse Themen bearbeiten und stellte Kruzifixe oder Reliefe mit Heiligendarstellungen her. Eine einzige Vollplastik ist bekannt, sie zeigte den Hl. Sebastian, entstand ebenfalls im Jahr 1837 und wurde vor einigen Jahren vom bekannten britischen Auktionshaus Christie´s versteigert. Ab 1840 lebte Hagen in München, wo er sich mit 31 Jahren als ältester Student an der Akademie der bildenden Künste einschrieb. Sein Lehrer war Ludwig Schwanthaler, der beispielsweise die monumentale „Bavaria“-Statue an der Theresienwiese in München geschaffen hat. In Schwanthalers Werkstatt arbeitete Hagen auch über längere Zeit mit. Obwohl Hagen sich ja auf religiöse Themen spezialisiert hatte, erhielt er in einer Zeit, in der man sich künstlerisch eher an antiken Götterstatuen orientierte, die Möglichkeit, an den Weltausstellungen in London 1851 und in Paris 1855 als einer der Vertreter Bayerns auszustellen. In späteren Jahren war seine biblische Kunst nicht mehr so gefragt, er stellte aber immer noch beim Bamberger Kunstverein aus. Dass er dennoch hohes Ansehen genoss, zeigte sich an seiner großen Todesanzeige im Bamberger Tagblatt nach seinem Tod im Jahr 1873. Die einzige schriftliche Arbeit über Michael Hagen wurde im Jahr 1919 von Dr. Konrad Kupfer, später Rektor des Forchheimer Gymnasiums, verfasst. Seither hat sich niemand mehr mit dem Werk Hagens beschäftigt – bis sich nun Wolfgang Rössler des Künstlers angenommen hatte. Fünf der Elfenbeinarbeiten aus der Hand Michael Hagens sind nun im Museum Alte Schule zu sehen, sie stammen aus Privatbesitz und aus Museen aus Bamberg und Forchheim. „Ich vermute aber, dass sich in einigen Familien noch Werke von Michael Hagen befinden“, mutmaßte Rössler bei der Ausstellungseröffnung.
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Das Geschäft Frankonia - ein Stück Hirschaider Industriegeschichte |
Das „Gschäft“, so bezeichnen die altein- gesessenen Hirschaider bis heute den einstmals größten Arbeitgeber in der ober- fränkischen Marktgemeinde. Hinter dem „Gschäft“ verbarg sich die „Aktien-Gesell- schaft für Korbwaren- und Kinderwagen-Industrie Hourdeaux-Bergmann“ mit ihrer Marke „Frankonia“. Wo sich bis in die Mitte der 1980er Jahre ein ausgedehntes Werks- gelände mit Industriebauten von der vor- letzten Jahrhundertwende bis in die 1950er Jahre befand, steht heute das Hirschaider Rathaus mit seiner Parkanlage – mitten im Ortszentrum. Die Geschichte der Hour- deaux-Bergmann AG, die 1871 in der Korb- warenmetropole Lichtenfels ihren Anfang nahm, wird nun in einer Ausstellung im Museum Alte Schule Hirschaid nachge- zeichnet. Der Zusammenschluss des Lich- tenfelser Korbwarenproduzenten Amédée Hourdeaux mit dem Hirschaider Fabri- kanten Theodor Bergmann im Jahr 1909 schuf ein europaweit exportierendes Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Kinderwagen und Kindermöbeln spezialisierte. Die Ausstellung zeigt beispielsweise Kataloge, die bis zurück ins Jahr 1917 reichen und die Entwicklung des Kinderwagen- und Möbeldesigns anschaulich machen. Stets orientierte sich die Kinderwagengestaltung am Automobildesign. Das zeigen vor allem die 1950er Jahre, als auch an der Karosse für den Nachwuchs Haifischflossen und verchromte Kotflügel nicht fehlten. In den Dörfern rund um Hirschaid produzierten Korbflechter in Heimarbeit für die Hourdeaux-Bergmann AG – auch das prägte die regionale Gewerbelandschaft. Dank zahlreicher Leihgeber aus Hirschaid, die oftmals noch selbst im „Gschäft“ gearbeitet hatten, wird nun das Unternehmen noch einmal lebendig. Vom Laufstall bis zur Lohntüte und zu vielen Kinderwagen wurden Erinnerungen an rund 100 Jahre „Frankonia“ zusammengetragen. Bis 1979 liefen die Kinderwagen vom Band, heute aber erinnert nichts mehr an ein wichtiges Stück westoberfränkischer Industriegeschichte. |
Vom Ochsenklavier zum Rhein-Main-Donau-KanalGeschichte und Geschichten rund ums Wasser im Hirschaider Museum |
"Nah am Wasser gebaut. Schleusen, Brücken und Kanäle in Hirschaid" heißt die aktuelle Sonderausstellung im Museum Alte Schule Hirschaid. Sie beleuchtet die Hirschaider Was- sergeschichte vom Fährschelch bis zum Schubverband. An der Engstelle des Regnitz- tales auf der Höhe von Hirschaid waren Wasserwege und -übergänge stets wichtige Be- standteile des Verkehrs. Lange war die Regnitz von Hirschaid nach Sassanfahrt nur über eine Furt zu überqueren. Später gab es einen Fähr- schelch, der von einem Fährmann zwischen beiden Ufern hin und her gelenkt wurde. Hochwasser und ein steigendes Verkehrsauf- kommen in die Täler der Ebrach machten 1902 eine Brücke erforderlich, eine spektakuläre Stahlkonstruktion. Um die Brücke zu fin- anzieren, erhob die Gemeinde Hirschaid einen Brückenzoll, der vom Zollwärter kassiert wurde. Die Brücke, die am Ende des Zweiten Weltkrieges gesprengt wurde, ist heute verschwunden, doch die Nachfahren des Zollwärters leben noch heute im einstigen Zollhäuschen. Als Provisorium entstand nach dem Krieg eine Holzbrücke. Autos und Lastwagen erzeugten bei der Überfahrt klappernde Geräusche auf den Holzbohlen, so dass die Brücke ihren Spitznamen "Ochsenklavier" bald bekam. Doch auch dem Ochsenklavier war keine große Zukunft bescheiden, denn 1961 wurde die noch heute bestehende Spannbetonbrücke gebaut. Doch nicht nur die Regnitz ist ein Thema der Ausstellung sondern auch die künstlichen Wasser- straßen, an denen Hirschaid lag. Der Kanal, den Bayernkönig Ludwig I. im 19. Jahrhundert bauen ließ, um Donau und Main miteinander zu verbinden, führte an Hirschaid vorbei. Auch eine Schleuse dieses Kanals befand sich hier. Eine Zeit lang gab es sogar zwei parallele Kanäle zwischen Hirschaid und Sassanfahrt, denn neben dem Ludwigskanal versorgte der 1922 gegrabene Werkkanal für die Versorgung des Wasserkraftwerks auf dem Gebiet von Strullendorf. Dieser Kanal zweigte bei Neuses von der Regnitz ab und brachte es bei einer Länge von über acht Kilometern auf ein Gefälle von gerade einmal 35 Zentimetern. Der Effekt: im Kraftwerk stürzte das Wasser daher acht Meter in die Tiefe, um die Turbinen anzutreiben. Ganz Oberfranken konnte bis in die 1960er Jahre von diesem Kraftwerk mit Strom versorgt werden. Natürlich führten auch Brücken über die Kanäle - sie veränderten ihr Gesicht im Laufe der Jahrzehnte durch Krieg, Zerstörung und Neubau. Wie sich Hirschaid mit seinen Wasserbauwerken wandelte, zeigt die Sonderausstellung noch bis Ende Oktober. Museumsleiterin Annette Schäfer und ihr Mann Robert, der bereits als Kurator der preisgekrönten Regnitz-Ausstellung im Historischen Museum Bamberg Wassergeschichte anschaulich gemacht hat, haben Bilder und Originaldokumenten zusammengestellt, die sich vor allem im Hirschaider Gemeindearchiv fanden. Herzstück der Ausstellung ist allerdings ein 12-minütiger Film, den der Seigendorfer Filmemacher Klaus Fleischmann an Bord eines 185 Meter langen Schubverbandes auf dem Rhein-Main-Donau-Kanal drehte. Nicht nur Besatzung und Ladung des Schiffes werden gezeigt, sondern auch der Blick auf Hirschaid vom Wasser aus. Aus einer neuen Perspektive können die Besucher so die Marktgemeinde erleben. |
Abgelegt - Genisafunde aus Unterfranken |
Genisa - das sind Bücher und Objekte, die auf Dachböden von Synagogen gelagert wurden. Nach jüdischer Sitte mussten diese Dinge nach Ende ihre Gebrauchs bestattet werden. Bis dahin aber wanderten sie auf die Speicher. Durch die Zerstörung der Synagogen in der Reichspogromnach 1938 gingen viele dieser Zeugnisse jüdischen Lebens verloren. In Unter- franken allerdings konnte in einigen Synagogen die Schriftstücke geborgen und dokumentiert werden. Was in den Synagogen lagerte, in welchem Zustand es sich befand und was man daraus über das Leben und die Kultur der jüdischen Landgemeinden in Franken erfahren kann, zeigt die Wanderausstellung des Jüdischen Kulturmuseums Veitshöchheim. |
"Unterwegs im Regnitztal -
Aspekte des Verkehrs im Wandel der Zeit" heißt eine Ausstellung, die von der Grund- und Mittelschule Strullendorf erarbeitet wurde und zur Zeit im Museum Alte Schule Hirschaid (Kirchplatz 4) zu sehen ist. Im Verlauf des Schul- jahres 2010/11 haben sich die Schüler der 3., 4. und 7. Klassen aus Strullendorf und Amlingstadt damit be- schäftigt, welche Formen der Verkehr im Lauf der Geschichte im Regnitztal annahm. Dabei hat sich eine 3. Klasse gefragt, wie wohl ein kaiserlicher Reisetross aussah, der stets im Reich unterwegs war, um Präsenz zu zeigen. Die Drittklässler aus Amlingstadt haben sich ihre Kirche einmal näher angesehen und ihre Forschungsergebnisse zur Slawenkirche Karls des Großen in Bildern festgehalten. Eine weitere 3. Klasse hat ein großes Modell zum Schiffstransport auf der Regnitz angefertigt, wobei das Treideln, also der Ziehen der Schiffe mit Pferden, im Mittelpunkt steht.
Zwei 4. Klassen haben Handelszüge des Mit- telalters genauer unter die Lupe genommen und einen solchen Zug als Modell ge- baut. Daneben haben sie Reisen von damals und heute miteinander ver- glichen. Schon etwas de- taillierter sind die Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse in die ge- schichtlichen Fakten ein- gestiegen und haben die Ursachen und Folgen des Dreißigjährigen Krieges erforscht. Allen Themen gemein ist, dass sich diese "große" Geschichte in unserer unmittelbaren Umgebung, also im Regnitztal, abgespielt hat. Damit haben sich die Schüler mit ihrer Heimat auseinandergesetzt und die Erwachsenen konnten zeigen, dass eine Kooperation zwischen einer Grund- und Mittelschule im ländlichen Raum und einem ortsgeschichtlichen Museum kein Problem ist.